So entschlüsselst Du die Gretsch Seriennummer!
Mit Hilfe der Gretsch Seriennummer kannst Du Deine Gretsch Gitarre ziemlich einfach identifizieren. Denn wenn Du weißt, wie die Codes zu lesen sind, verraten sie Dir einiges über das Instrument. Allerdings ist das Entschlüsseln bei der amerikanischen Traditionsmarke nicht immer ganz einfach, da es kein durchgehendes Seriennummern-System gibt. Manchmal sind die Nummern auch nicht eindeutig und können unterschiedlich interpretiert werden. Damit befindet sich Gretsch in guter Gesellschaft, denn das ist unglücklicherweise eigentlich bei jedem der renommierten Hersteller der Fall. Um eine Gretsch Gitarre richtig einzuordnen, solltest Du daher auch weitere Informationen, wie beispielsweise Modellreihe und Ausstattung mit heran ziehen. Manches bleibt bei einigen Gretsch Gitarren wahrscheinlich dennoch etwas undurchsichtig und vage. Nichtsdestotrotz zeigen wir Dir in diesem Ratgeber, wie man die meisten Gretsch-Seriennummern liest und geben Dir Tipps, auf was Du sonst achten solltest!
Gretsch-Äras: vom Familienunternehmen bis zur Fender-Tochter
Gretsch gehört zu den ganz großen und alten Namen unter den amerikanischen Instrumenten-Herstellern. Schon 1883 begann die Geschichte der Firma Gretsch in New York als Familienunternehmen. Außergewöhnliche Designs und hohe Qualität überzeugten schnell viele Musiker. Dass Größen, wie Chet Atkins und George Harrison gerne zu Gretsch-Instrumenten griffen, bescherte der Marke in den frühen 60er Jahren nochmal einen richtigen Aufschwung. Bis heute hat Gretsch eine große Fan-Base.
Die lange Geschichte des US-Unternehmens war allerdings wechselhaft. Es gab diverse Besitzerwechsel und Ausweitungen, bzw. Verlagerungen auf unterschiedliche Produktionsstandorte. Das führte unter Anderem auch immer wieder zu Veränderungen und Inkonsistenzen bei den Gretsch Seriennummern.
Unter Gretsch-Fans spricht man manchmal von „Äras“, je nachdem, wer gerade bei dem Unternehmen am Ruder war.
1883-1967, die „Pre-Baldwin-Ära“: Gretsch wächst als Familienunternehmen
In dieser Phase wurde Gretsch groß. Die Produktion fand in Brooklyn in New York statt. Durch die Zusammenarbeit mit Chet Atkins und George Harrison wurde die Marke extrem populär.
1967-1981, die „Baldwin-Ära“
Baldwin kauft Gretsch und verlegt die Hauptproduktion ins eigene Werk nach Burns in Arkansas.
1989-2002, Gretsch ist wieder in Familienbesitz
Fred W. Gretsch, Urenkel des Firmengründers, kauft die Firma zurück. Die Hauptproduktion geht nach Terada in Japan. Seit 1995 werden Custom-Shop- und Masterbuilt-Serien in Amerika gebaut. Ab 1999 läßt man günstige Serien auch in Korea produzieren.
2002-heute, Gretsch wird Fender-Tochter
Fender kauft das komplette Unternehmen. Die Standard-Gitarren werden weiter in Japan gebaut. Günstigere Serien kommen jetzt aus Korea und China.
Noch vor der Gretsch Seriennummer: Grobe Datierung mit Hilfe der Modellnummer
Schon die Modellnummer kann bei Gretsch-Gitarren ein Hinweis auf den Zeitraum sein, in dem sie produziert wurden. Die Modellnummer findest Du meistens direkt unter der Seriennnummer. Es ist sinnvoll, in jedem Fall auch die Seriennummer gleich mit zu checken!
1933-1948: In diesem Zeitraum entsprachen die Gretsch-Modellnummern dem Preis, für den die Gitarren im Handel angeboten wurden (original Synchromatic-Modelle).
6000-Serie: 1948-1971
7000-Serie: 1971-1980
8000-Serie: 1979-1983
Wie man sieht gab es in den Jahren 1979 und 1980 eine Überlappung von 7000er und 8000er Serie.
G6000er-, G7000er-, G8000er-Serien: 1990-heute
Bei Gretsch hat man ab den 90er Jahren viele alte Modelle wieder neu aufgelegt. Man ist im Prinzip bei der alten Modellbezeichnung geblieben. Allerdings wurden die Neuauflagen mit einem „G“ vor der Nummer kenntlich gemacht (z.B. G6120).
Gretsch Seriennummer: Wo Du sie findest und was sie Dir verrät
In der Gretsch-Firmengeschichte wechselten nicht nur die Seriennummernsysteme. Die Stelle an der Gitarre, wo man die Seriennummer findet, änderte sich ebenfalls mehrfach. Auch die Art und Weise, wie die Nummern angebracht wurden, blieb nicht dieselbe. Teilweise wurden sie nur von Hand ins Instrument geschrieben, teilweise aufgedruckt, oder auch eingeprägt. Außerdem gab es über die Jahre unterschiedlich gestaltete, eingeklebte Papier-Label.
Im Folgenden erfährst Du, welche Seriennummernsysteme es zu welcher Zeit gab und wie man sie entschlüsselt. Außerdem erklären wir Dir, wo und wie die Nummern in den unterschiedlichen Zeitphasen angebracht wurden.
Gretsch Seriennummern zwischen 1939 und 1965
In diesem Zeitraum verwendete man bei Gretsch fortlaufende Seriennummern. Anhand der Zahlen kann man den ungefähren Produktionszeitpunkt eingrenzen.
001-1000: | 1939-1946 |
2000-3000: | 1946-1949 |
3000-4000: | 1950 |
4000-5000: | 1951 |
5000-7000: | 1952 |
7000-9000: | 1953 |
9000-13000: | 1954 |
13000-18000: | 1955 |
18000-21000: | 1956 |
21000-26000: | 1957 |
26000-30000: | 1958 |
30000-34000: | 1959 |
34000-39000: | 1960 |
39000-45000: | 1961 |
45100-53000: | 1962 |
53000-63000: | 1963 |
63000-77000: | 1964 |
77000-84000: | 1965 |
Aufgepasst bei den Gretsch-Jahrgängen 1957 und 1965!
Offenbar hat man 1957 annähernd 1000 vorgedruckte Seriennummern-Etiketten verlegt und erst 1965 wieder gefunden. Benutzt hat man sie dann aber trotzdem. Dadurch kommt es natürlich zu Verwirrungen bei der Datierung über die Seriennummer. Die Ausstattung der Gitarren unterschied sich aber in beiden Jahren. Insofern kann man anhand dieser Informationen bestimmen, ob die jeweilige Gitarre aus dem Jahr 1957 oder 1965 ist.
Ort und Art der Platzierung von Gretsch Seriennummer zwischen 1939 und 1965
Ab 1939: Die Seriennummer wurde mit Bleistift innen auf den Gitarrenboden geschrieben. Auf etwas späteren Solidbody-Modellen befindet sie sich auch in der Federkammer.
Ab 1945: Man begann, bei preiswerteren Modellen die Seriennummer an der Kopfplatte einzuprägen. Das hat man bis 1962 gemacht. Schon zu Beginn der 50er Jahre aber war diese Methode relativ selten.
Ab 1949: Gretsch führte bedruckte Papier-Label ein, die in den Korpus geklebt wurden. Darauf stand „Fred Gretsch Mfg. Co”. Außerdem war „Model” und „Serial No.”, begleitet von jeweils einer Linie, aufgedruckt. Diese Art Etiketten wurden bis 1957 verwendet. Bis in die 50er Jahre gab es aber parallel sowohl die Papier-Etiketten, als auch die handschriftliche Bleistift-Variante.
Ab 1957: Ab der Seriennummer 25001 bekam das Papier-Label ein anderes Design mit einem orange-farbenen Oval auf grau-weißem Grund. Zusätzlich war nun „Musical Instrument Makers Since 1883” unten auf dem Etikett aufgedruckt. Dieses Label wurde bis 1962 verwendet.
1962-1965: In dieser Phase waren bei einigen Electrotone- und Solidbody-Modelle die Seriennummern wieder an der Kopfplatte eingeprägt.
1958-1962: Einige Viking-, Falcon- und Country-Gentlemen-Modelle hatten eine Seriennummernprägung am Namensschild an der Kopfplatte.
Gretsch Seriennummern von 1966 bis 1972: Einführung des Datumscodes
Ab August 1966 führte man bei Gretsch 5-/ bis 6-stellige Seriennummern mit Datumscode ein. Je nach Gitarrenfarbe wurde die Seriennummer in goldener, weißer oder schwarzer Schrift auf die Vorder- oder Rückseite der Kopfplatte gedruckt. Nach der Übernahme von Gretsch durch die Firma Baldwin wurde 1967 noch ein „Made in USA“ ergänzt.
Die Gretsch-Seriennummern in dieser Zeitspanne werden folgendermaßen gelesen:
- Die 1. und/ oder 2. Stelle steht für den Produktionsmonat, also 1 für Januar, bis 12 für Dezember
- Die 2. oder 3. Stelle (je nachdem, ob der Produktionsmonat 1- oder 2-stellig ist) gibt das Produktionsjahr an, also beispielsweise 7 für 1967
- Die restlichen Ziffern repräsentieren die fortlaufende Produktionsnummer.
Beispiel: 38123
Diese Gitarre wäre die Nummer 123, März 1968.
Problematisch wird die Datierung mit dem Übergang in die 70er Jahre. Hier können die Zahlen 10, 11 und 12 nicht eindeutig zugeordnet werden, wenn darauf eine 7, 8 oder 9 folgt. So können sie Oktober (10), November (11) oder Dezember (12) bedeuten und die Gitarre wäre aus einem der Jahre 1967, 1968 oder 1969. Die 10, 11 und 12 können aber auch auf Instrumente aus den 70ern hinweisen, nämlich auf den Januar der Jahre 1970 (10), 1971 (11) und 1972 (12).
Den genauen Produktionszeitpunkt kannst Du dann nur bestimmen, wenn du die Specs der Gitarre checkst. Die unterschieden sich in den Jahrgängen nämlich.
Ausnahmen von den Gretsch-Datumscodes zwischen 1966 und 1972
Ab 1969 verwendet man bei Gretsch eine modifizierte Version des orange-grauen Papier-Labels. Jetzt steht zusätzlich „That Great Gretsch Sound” am unteren Rand. Dieses Etikett wurde bis 1981 eingesetzt. Die 5-stelligen Seriennummern entsprechen nicht dem Datumscode, sondern sind fortlaufend und beginnen immer mit 1 oder 2.
Electrotone Semi-Hollows aus dieser Zeit haben die gleiche fortlaufende Seriennummer an der Kopfplatte eingeprägt. Die Schrift ist dabei größer, als sonst bei Gretsch üblich.
Die Gretsch Seriennummer zwischen 1973 und 1981
1973 wurde das Label-Etikett schon wieder verändert. Nun war es schwarz-weiß. Das datum-basierende Seriennummernsystem wurde beibehalten. Allerdings folgt auf die erste Zahl nun ein Bindestrich, oder auch ein Leerzeichen.
Gretsch-Seriennummern von 1989 bis 2002
Nachdem der Urenkel des Firmengründers, Fred Gretsch, das Unternehmen wieder übernommen hatte, wurde die Produktion nach Japan verlegt.
Die Seriennummern sind nun 8-/ bis 9-stellig und folgen diesem Schema:
- Die ersten 2 Ziffern stehen für das Baujahr.
- Die folgenden 1 oder 2 Zahlen geben den Produktionsmonat an: 1 für Januar, bis 12 für Dezember.
- Die nächsten 3 Ziffern stehen für das Gitarrenmodell, zum Beispiel 136 für das Modell 6136
- Es folgt ein Bindestrich und weitere 3 Zahlen, die die fortlaufende Produktionsnummer darstellen.
Beispiel: 902136-123
Diese Gitarre wäre eine 6136 von Februar 1990 und wäre die Nummer 123.
Ab 1999 stellte Gretsch auch einige günstige Serien in Korea her. Die folgen allerdings keinem einheitlichen Seriennummernsystem. Außerdem waren die Nummern nur mit einem Aufkleber an der Gitarre angebracht, weshalb sie ohnehin oft fehlen.
Gretsch Seriennummern ab 2002
2002 wurde Gretsch von Fender aufgekauft und damit änderte sich das eingesetzte Seriennummernsystem erneut. Es wurde insgesamt einheitlicher. Die 10-stelligen Seriennummern der gesamten Gretsch-Produktion folgen seither diesem Schema.
- 2 Buchstaben, die auf die Fabrik verweisen, aus der die jeweilige Gitarre kommt (s.u. „Gretsch-Produktionsorte“).
- Danach kommen 2 Ziffern. Sie geben das Produktionsjahr an (zum Beispiel 03 für 2003).
- 2 weitere Ziffern stehen für den Produktionsmonat, von 01 für Januar, bis 12 für Dezember.
- Die letzten 4 Ziffern repräsentieren die fortlaufende Produktionsnummer. Sie geben an, als wievielte Einheit diese Gitarre im jeweiligen Jahr an diesem Standort gefertigt wurde.
Beispiel: JT04051234
Diese Gitarre wäre die Nummer 1234 vom Mai 2004 und wäre in Terada, Japan hergestellt worden.
Gretsch-Produktionsstandorte: Wo wurde meine Gretsch-Gitarre gebaut?
Im Laufe der Zeit gab es unterschiedliche Produktionsstandorte bei Gretsch. Leider läßt sich bei vielen älteren Gretsch Gitarren nicht unbedingt auf Anhieb sagen, wo sie hergestellt wurden. Die Gretsch Seriennummer und das Modell geben bei den Gitarren bis 2002 darüber nur indirekt Auskunft. Du musst zuerst das Alter Deiner Gitarre herausfinden. Dann kannst Du Rückschlüsse auf den Produktionsort ziehen. Leichter wird das nach der Übernahme durch Fender.
Pre-Fender Produktionsorte 1883-2002:
- 1883-1967: New York
- 1967-1970: Burns, Arkansas
- 1970-1979: Booneville, Arkansas
- 1979-1981: diverse Standorte, USA, Mexiko, nur geringe Produktionszahlen
- 1989-2002: Japan (Terada-Werk)
- 1995-2002: USA (Custom- & Masterbuilt-Serie)
- 1999-2002: Korea
Buchstaben-Kürzel von Fabriken nach der Übernahme von Gretsch durch Fender ab 2002
- CS: USA, Custom Shop
- CY: China, Yako
- KP: Korea, Peerless
- KS: Korea, Samick
- JD: Japan, Dyna Gakki
- JF: Japan, FujiGen Gakki
- JT: Japan, Terada
- IS: Indonesien, Samick
Fazit zur Gretsch Seriennummer
Man hat es nicht immer leicht, wenn man eine Gretsch Gitarre richtig datieren und einordnen will. Erst bei neueren Modellen ab der Jahrtausendwende ist die Sache ziemlich übersichtlich und simpel. Je älter die Gitarre ist, desto schwieriger wird die ganze Angelegenheit. Es gibt viele Indizien, aber auch viele Inkonsistenzen und Ungereimtheiten. Umso wichtiger ist es, bei den Gretsch Gitarren möglichst viele Informationen über das Instrument zu sammeln. Erst dann kann man eine einigermaßen verlässliche Aussage über das Alter, etc. treffen. Und manchmal musst Du Dich bei den ganz alten Stücken mangels Informationen leider trotzdem geschlagen geben. Wenn Du aber auf die vielen Details achtest, die wir Dir vorgestellt haben, bist Du der Geschichte Deiner Gretsch-Gitarre dicht auf der Spur!
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