Orion-Effekte im Test – Distortion, Overdrive und Fuzz

Orion Effekt Pedale Distortion General Silver Drive Wild Kraut Fuzz

Orion Effektpedale Test: Distortion General, Silver Drive und Wild Kraut Fuzz

Orion-Effekte kennt man irgendwie mittlerweile. Im oft biederen und braven Deutschland gibt es sie doch noch: Leute, die ihre ganze Zeit und Energie nutzen, um ihren Traum zu verfolgen. So wie Jan van Triest aus der Nähe von Osnabrück. Mit seinen Orion Boutique-Effektpedalen macht er die Welt mit wohlklingenden Effektpedalen zu einem schöneren Ort. Auf jeden Fall für uns  Gitarristen. Warum und wie und so, das schauen wir uns jetzt mal an.

Learning by doing bei Orion Effekten: Jan van Triest

Jan ist 37 Jahre jung und war Gitarrist der Band „Union Youth“, die von 2001 bis 2006 gerockt hat. Als Vorband von Bush, Beatsteaks und den Ärzten unterwegs zu sein und zwei großartige Alben bei Major-Labeln aufzunehmen, das ist ja schon mal was. In dieser Zeit hat Jan auch angefangen, seine Effektpedale zu modifizieren. Und schließlich hat er sie einfach selbst gebaut. Später auch für Freunde, dann für die Freunde der Freunde, und inzwischen hat er über 20 verschiedene Orion-Effekt-Modelle am Start. Ganz leben kann er von seinen Orion-Pedalen derzeit noch nicht, er jobbt noch als Tontechniker im Theater. Wir bei Louder.com stehen auf geile Effekte, Visionen und Visionäre, und da liegt es nahe, dass wir Orion Effekte hier testen und vorstellen.
Orion Effekt Pedale Distortion General Silver Drive Wild Kraut Fuzz
Orion Effekte Wild Kraut Fuzz, Distortion General und Silverdrive – Foto by larsgroetzinger.de

Vorhang auf: Orion Effektpedale im Test

Drei der Orion-Effekt-Kreationen liegen vor mir. Sie kommen, wie für Boutique-Pedale aus kleiner Produktion fast üblich, in flachen Standard-Gehäusen. Eine individuelle Gehäuseform per Gussverfahren herzustellen, wäre für eine Boutique-Firma ohne Stangenrepertoire viel zu teuer. Der Rest ist dann handgebaut. Richtig handgebaut: Jedes einzelne Elektronikbauteil wird von Jan in die Platine gesteckt und dann von Hand verlötet. Über 100 Anschlüsse pro Platine, was für eine Arbeit! Andere Boutique-Hersteller lassen die Platinen von Drittfirmen maschinell bestücken, damit die Herstellung zeitlich im Rahmen bleibt. Aber bei Orion-Pedalen lötet der Chef noch selber – Pedal für Pedal.

Look der Gehäuse der Orion-Effekte

Die Gehäuse der Orion-Effekte sind mit originellen Grafiken versehen. Cooles Design und endlich mal mit einer Beschriftung in Deutsch. Danke, Jan. Jedes Pedal ist liebevoll eingepackt in einen Jute-Sack mit rotem Schleifchen. Es ist fast wie Weihnachten, wenn man sein Orion-Pedal das erste Mal auspackt. Sieht alles schon mal lecker aus. Also ran an Gitarre und Amp und reinhören!
Orion effekt Pedale 2
Foto by larsgroetzinger.de

Der Orion Distortion General im Test

Ja, in diesen blauen Orion-Treter kann man sich verlieben. Eigentlich erstmal ein Verzerrer mit den üblichen Knöpfen, die hier aber mal erfrischend auf Deutsch mit PEGEL (Volume), KLANG (Tone) und VERZERRUNG (Gain) benannt sind. Der eigentliche Hammer ist aber der vierte Regler: MISCHUNG (Mix, yeah!). Hier kann zwischen dem unverzerrten Originalklang (Linksanschlag) und dem verzerrten Sound (Rechtsanschlag) überblendet bzw. gemischt werden. Das ist bei Gitarrenverzerrern zwar saugeil, aber ebenso unüblich. Mir ist sowas bisher nur bei Basszerrern wie dem Boss ODB-3 über den Weg gelaufen, denn die Bassisten wollen immer unbedingt ihren druckvollen Originalklang behalten. Die Verzerrung wollen sie nur beimischen. Was für Bass geht, geht auch für Gitarre. Ich habe mich neugierig auf diesen Regler gestürzt und war positiv überrascht. Tatsächlich habe ich sehr lange mit dem Orion Distortion General  rumprobiert. Was irre Spaß gemacht hat. Steht der Mischregler eher auf der linken Seite, kommt ein Cleansound mit leisem, zerrigem Zischeln daher. Sehr ungewöhnlich und inspirierend. Halbe-halbe ist auch spannend, besonders, wenn man mit viel oder wenig Verzerrung und dem Klang-Regler rumspielt. Am besten gefiel mir das „80% Zerre mit 20% Clean“-Gemisch. Es kommen durch den cleanen Anteil viele Bässe mit rein, einfach ein geiler Sound. Mit MISCHUNG dann auf Rechtsanschlag und viel Gain kann man gut rocken. Der Zerrsound hat eine ganz leichte Fuzz-Note, das macht ihn besonders. Reine Fuzz-Pedale liefern ja oft einen (im positiven Sinne) kranken und abgefahrenen Zerrsound. Das ist hier aber nur das Salz in der Suppe. Daumen hoch dafür! Mit sehr wenig Gain und MISCHUNG weiterhin auf rechtem Anschlag ist es richtig schön rauh und dreckig Klang, toll für Blues. Super Pedal, der Orion Distortion General!
Orion Distortion General innen
Das Innenleben des Orion Distortion General

Der Orion Silver Drive im Test

Die vier Regler des Orion Silver Drive sprechen Deutsch mit mir: PEGEL, TIEFEN, HÖHEN, VERZERRUNG. Auch bei diesem Pedal geht es um rauhe, sägende Distortion und nicht um warmen, singenden Overdrive. Nur um den Unterschied noch mal zu erwähnen: Der Orion Silver Drive hat auch keinen „Fuzz“-Flair in seinem Sound und tritt daher gegen alle Distortion-Pedale dieser Welt an. Distortion-Treter gibt es reichlich. Wenn man wie ich über sechs Jahre Vollzeit in der „Amp & Effekte“-Abteilung von großen Musikläden wohnen durfte, hat man schon einiges an Overdrives und Distortion- und Fuzzpedalen gehört. Und aus dem Stand muss ich sagen: Der Orion Silver Drive ist weit vorne mit dabei. Besonders, wenn die Regler TIEFEN und HÖHEN schön weit aufgedreht sind. Das drückt und rockt. Wer also einem cleanen Röhrenamp mit Hilfe eines einzigen Effektpedals professionelle Rocksounds entlocken will, mit denen sich in allen Schattierungen des Rock super arbeiten lassen, der sollte den Orion Silver Drive unbedingt testen.
Orion Gitarreneffekte Pedale
Foto by larsgroetzinger.de

Was ist ein Fuzz Effekt und wie klingt er?

Kurz in die Fuzz-Historie geblickt: Damals, Anfang der 1960er, da sollten Röhrenverstärker eigentlich noch nicht zerren. Sie konnten es auch nur, wenn sie kaputt waren oder ohrenbetäubend laut aufgedreht wurden. Das machte aber Spaß! So wurden die allerersten Bodentreter gebaut, die diesen Effekt erzeugen sollten, ohne Equipment oder Ohren zu ruinieren. Sie sollten diesen verzerrten Klang der Amps nachahmen. Konnten sie aber nicht. Es klang sehr dünn, beißend und ziemlich krank. Das berühmteste Soundbeispiel aus dieser Zeit ist wohl das Gitarrenriff von „Satisfaction“ von den Rolling Stones. Jimi Hendrix machte das Fuzz dann richtig bekannt, er benutzte für seinen Psycho-Rock z.B. das berühmte „Fuzz Face“, während die Kinks für „You really got me“ noch die Membran des Speakers eines Kofferverstärkers mit der Rasierklinge aufschlitzten, um diesen charakteristischen Sound zu erzeugen.

Der Orion Wild Kraut Fuzz im Test

Und da isser nun. Der Orion Fuzz. Zum Test bekam ich einen der ersten Orion Wild Kraut Fuzz aus der Vorabserie. Ein Prototyp quasi. Voll geil. Ehrlich: Ich bin ein totaler Fan von Fuzz-Pedalen. Allerdings klingen diese Dinger ab Werk so schräg und abgefahren, dass ich sie bei meiner „normalen Arbeit“ in Bands (egal ob Cover, Rock oder eigener Pop-Kram) nie einsetzen konnte. Da ist „normaler“ Zerrsound, sprich Overdrive und Distortion, einfach gefragter und kompatibler. Umso neugieriger war ich, ob mit diesem Orion Fuzz irgendwas Richtung Mainstream geht oder ob er doch nur sägende Psychoklänge liefert. Die Bandbreite ist dank der fünf Regler enorm. LAUTSTÄRKE als weißer Knopf in der Mitte, DÄMPFUNG und SÄTTIGUNG als große Regler, spezielle TIEFEN und HÖHEN als kleine Knöppe. Damit wild rumzuspielen macht Laune. Die meisten originalen Fuzzpedale haben ja kaum Regelmöglichkeiten. Mit wenig SÄTTIGUNG und volle Pulle TIEFEN blubbert sogar unten eine Oktave mit rein wie beim bekannten Octavia-Fuzz. Auch mit dem Orion Wild Kraut Fuzz Pedal habe ich viel länger rumgespielt, als vorher gedacht. Von fast normal bis verdammt krank geht hier alles. Und der Sound ist, was er sein soll: absolut inspirierend.

FAZIT zum Test der Orion Effekte

Super Typ, tolle Website, viel Fuzz, viele Booster, viele Switcher, tolle Verzerrer, origineller Look. So muss der Output eines Boutique-Pedal-Bauers aussehen. Die Sounds sind klasse! Gitarristen, unterstützt Jan van Triest: Besucht seine Website und testet seine Orion-Effektpedale. Ich hatte ne Menge Freude am Test der drei Pedale und kann alle drei nur empfehlen.
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