KMA Audio Machines Effekt-Pedale im Test

Boutique-Pedale aus Berlin: KMA Audio Machines im Test
Die Gattung “Mensch” sammelt gerne. Früher, mit Mammut-Fell bekleidet, wurden Körner und Pilze gesammelt. Wie langweilig, denn die Gitarre war noch nicht erfunden. Heute sammeln viele von uns die bunten Bodentreter. Es macht sogar noch viel mehr Spaß, seit vor ca. 10 Jahren der Boom mit den Boutique-Pedalen weltweit so richtig in Schwung kam. Viele verrückte Hersteller, abgefahrene Sounds, originelle Designs. Recht neu und frisch dabei: KMA aus Berlin. Da guckn wir jetzte ma hinter die Kulissen, wa?
Er baut Maschinen: Enrico Preuß, Maschinenbauer
Enrico ist gerade mal 30 Jahre alt und hat ein Maschinenbaustudium an der TU Berlin hinter sich. Maschinenbau klingt für mich immer so abenteuerlich nach großen Zahnrädern, und es riecht nach Öl. Aber in Wirklichkeit sitzt man da heutzutage auch nur noch vor dem Computer. Davon reichlich genervt, gründete Enrico 2014 KMA Audio Machines, und ist dann nach dem Master erstmal in ein kleines Küstendorf nach Island geflüchtet. Dort hat er in einem analogen Tonstudio gejobbt. Analogtechnik! Magnetbänder, Röhren, Platinen, Lötzinn! Das gefällt ihm. Zurück in Deutschland, kommt die kleine Firma dann ins Rollen, und Enrico, der 2013 angefangen hat Effekte für seine Musikerkollegen zu bauen, stellt ein Team auf, dessen Pedale mittlerweile sogar in Malaysia, Singapur und den USA gefragt sind.Willkommen bei KMA Audio Machines
Seit etwas mehr als zwei Jahren gibt es die Firma KMA jetzt. Gerade konnte Enrico alle Nebenjobs an den Nagel hängen und sich ganz seiner Firma widmen. Ein alter Schulfreund, mit Erfahrung in visueller Kommunikation, erschuf das Corporate Design und die Website für KMA Audio Machines. Ein cleverer Schachzug: Die Pedale (und ihr Internet-Auftritt inklusive Videos) kommen sehr hip und professionell rüber. Der Schlagzeuger aus Enricos Band hilft zudem bei sämtlichen Prozessen und der Fertigung – Bestückung, Verschraubung, Verpackung und so weiter. Drei Jungs ziehen an einem Strang, das gefällt. Und mittlerweile sind sechs KMA-Modelle erschienen, die sich sehr ordentlich verkaufen. Im September wurden zwei neue released. Im Oktober kommt das nächste, und dem folgt im November der Germanium Booster Strokkur. Benannt nach einem isländischen Geysir. Sehr schön. Weiter so. Drei Verzerrer liegen jetzt vor mir, und ich bin neugierig.
KMA Boutique-Effekte Made in Germany
Typisch Boutique-Pedale. Die Alu-Gehäuse von Hammond werden zuerst pulverbeschichtet und dann im Anschluß mit filigranen Grafiken im Siebdruckverfahren veredelt. Und jedes Einzelne sieht bis ins Detail genial aus. Im Inneren kommen zudem hochwertigste Bauteile zum Einsatz. Dazu natürlich “True Bypass” und extreme Nebengeräusch-Freiheit. Über die cleveren Analog-Schaltungen kommt man zu den originellen Sounds. Was steckt da für Arbeit drin, das Rad neu zu erfinden! Was bei KMAs Kreationen besonders auffällt: Alle Pedale haben viele große und kleine Regler sowie Schalter für extrem viele Soundvarianten. Sogar innen im Pedal auf der Platine gibt es noch Minischalter und Drehregler, um weitere Klangveränderungen vorzunehmen. Fast ein bißchen zu mutig, jeden grobmotorischen Gitarristen bei offenem Deckel an den Innereien rumdrehen zu lassen. Aber ihr seid ja alle eures eigenen Schicksals Schmied. Die Platine sieht übrigens picobello aus.KMA WURM Distortion-Pedal im Test
Abgefahrene Grafik: Ein Comic-Wurm lässt beim Tritt auf den Fußschalter gleich fünf grüne Augen aufleuchten. Geil! Der KMA WURM ist ein Distortion-Pedal, kein Overdrive. Also rauher Rock statt singender Blues. Der Grundsound ist der Hammer. Wie soll ich ihn beschreiben? Kein typischer Rocksound, sondern dreckiger, schredderiger und dabei irgendwie modern und frisch statt klassisch. Sehr passend, dass der Regler für den Verzerrungsgrad nicht “Gain” sondern TERROR heißt. VOLUME gibt’s natürlich auch. Laut Enrico ist der WURM an den BOSS HM-2 Metal-Zerrer angelehnt. Ich habe zwar 13 Jahre bei BOSS gearbeitet, aber einen HM-2 habe ich zum Vergleichen nicht da. Der wird ja auch schon lange nicht mehr gebaut. Ich sehe das KMA WURM Pedal als etwas Eigenständiges für Rock und nicht für Metal. Und der eigentliche Knaller kommt erst noch.
KMA DEAD STAG Fuzz Distortion Effektpedal im Test
Fuzz-Pedale? Da war doch was. Ja, in der Frühzeit der E-Gitarre, den 1960er-Jahren, da waren es die ersten Pedale, die es überhaupt gab. Von warmer, singender Verzerrung noch keine Spur. Fuzz-Pedale klangen rauh und dreckig, ja sogar oft dünn, beißend und krank. Um es etwas salopp zu sagen: Da es noch nichts Besseres gab, wurden sie halt benutzt. Und der Sound war neu und wild. Jimi Hendrix ist wohl der prominenteste Nutzer gewesen. Das “Big Muff” von Electro Harmonix ist berühmt, keine Frage. Und von solchen originalen Schaltungen, wie bspw. der des Big Muff Civil War oder des Red Army Overdrives hat Enrico sich für den KMA DEAD STAG inspirieren lassen. Aber was ist da (im positiven Sinne) für ein Monster bei herausgekommen. Sechs Regler und zwei Kipp-Schalter bieten einen riesigen Spielplatz für Klangvarianten. Verdammt, man fühlt sich schon fast überfordert.