Das richtige Gesangsmikrofon finden – Ein paar Erklärungen

Verschiedene Mikrofone im Vergleich

„Test eins, zwei… Hallo Wembley!… ist das Ding an?“ – So findest Du das richtige Gesangsmikrofon für den Bühneneinsatz

Das wichtigste technische Werkzeug eines Sängers ist das (Gesangs-) Mikrofon. Wir zeigen Dir, worauf Du bei Deiner Suche nach dem passenden Mikro achten solltest und empfehlen Dir einige interessante Testkandidaten. Denn das Potential Deiner Stimme sollte durch das richtige Mikrofon angemessen unterstützt werden.

Verschiedene Mikrofone im Vergleich
Verschiedene Mikrofone im Vergleich - Foto by Pixabay / Skitterphoto

Brauche ich für meine Stimme überhaupt ein spezielles Mikrofon?

Die Antwort ist eindeutig „ja“! Als Sänger solltest Du Dir klar machen, dass das Mikrofon das erste technische Glied in der Kette zwischen Deiner Stimme und den Ohren der Zuhörer ist. Wenn es hier schon nicht passt, wird das Ergebnis für das Publikum auch eher bescheiden sein. Während Gitarristen oft enorm viel bei Tonabnehmern für ihre Instrumente experimentieren und investieren, um den optimalen Sound zu erreichen, wird das Thema Mikrofon von vielen Sängern doch ziemlich stiefmütterlich behandelt.

Genauso, wie jede Stimme anders ist, klingt auch jedes Mikrofon anders. Kein Mikro gibt die Stimme völlig neutral wieder. Jedes färbt mehr oder weniger und hat eine andere Klangcharakteristik. Deshalb passt auch nicht jedes Mikro zu jeder Stimme und zu jedem Sänger. Es lohnt sich daher, viele Mikros auszuprobieren, um seine Stimme am besten in Szene zu setzen.

In den meisten Fällen gehört der Bühnenklassiker Shure SM58 zum festen Inventar der Livelocation. Bei FoH-Leuten wirst Du mit dem passenden eigenen Mikrofon sofort als jemand wahrgenommen, der sich aktiv um seine Performance kümmert und nichts dem Zufall überlässt.

Technisches Know-How für Nicht-Physiker – das solltest Du über Mikros wissen

Jetzt wird es ein bisschen technisch, aber keine Angst: es geht hier weniger um die Theorie, sondern darum, welche technischen Aspekte welche Auswirkungen im praktischen Bühneneinsatz haben.

Dynamische Mikrofone

Shure SM58 - Foto by thomann.de
Shure SM58 - Foto by thomann.de

Dynamische Mikrofone werden auch als elektromagnetische Mikros bezeichnet, weil hier der Schall der Stimme durch elektrische Induktion in Spannungsimpulse umgewandelt wird.

Vorteile:

  • brauchen keine externe Spannungsversorgung (Phantomspeisung)
  • sind recht unempfindlich gegen Rückkopplungen
  • meistens ziemlich robust

Nachteile:

  • lösen etwas schlechter auf, d.h. Die Stimme wird weniger detailreich wiedergegeben
  • färben den Klang meist stärker

Kondensator Mikrofone

Sennheiser Kondensator Mikrofon ME66 - Foto by thomann.de
Sennheiser Kondensator Mikrofon ME66 - Foto by thomann.de

Bei Kondensator-Mikrofonen wird der Schalldruck, bzw. die Schallgeschwindigkeit von einer  Membran über einen elektro-akustischen Wandler (Kondensator) in ein elektrisches Signal umgewandelt.

Vorteile:

  • detailreiche, feine Auflösung
  • klingen meist neutraler

Nachteile:

  • brauchen externe Spannungsversorgung (meist 48V) über ein Mischpult oder Preamp
  • neigen tendenziell etwas schneller zu Rückkopplungen bei höheren Lautstärken
  • sind empfindlicher bei Stürzen, etc.
  • kosten meist mehr, als vergleichbare dynamische Modelle

Bei der Entscheidung Kondensator oder dynamisches Mikro gibt es kein richtig oder falsch. Beide Bauarten haben Vor- und Nachteile. Es gibt sehr gute dynamische und auch eher mittelmäßige Kondensator-Miks. Du solltest bei Deiner Suche weder das eine noch das andere per se ausschließen, sondern am besten ausprobieren.

Frequenzbereich verschiedener Mikrofone

Bei den Herstellerangaben zu Mikrofonen findest Du auch immer etwas zum Thema Frequenzbereich. Ein möglichst großer Bereich deutet auf eine detaillierte Abbildung der Stimme hin. Ein verbindliches Qualitätsmerkmal ist das allerdings nicht automatisch, spielt sich das, was für Stimmwiedergabe interessant ist, doch ohnehin hauptsächlich im mittleren Frequenzbereich ab – und der liegt im Spektrum aller Mikros. Die unterschiedlichen Modelle machen das allerdings unterschiedlich gut. Lass Dich nicht davon irritieren, wenn das eine Mikro bis 18.000Hz und das andere bis 20.000Hz geht. Zahlen sind da oft Schall und Rauch.

Richtcharakteristik: Niere, Superniere, Hyperniere

Unter Richtcharakeristik versteht man eine Beschreibung des Bereichs, in dem Schall von einem Mikro empfangen und übertragen werden kann. Je enger dieser Bereich ist, umso mehr wird an den Seiten vom Mik ausgeblendet. Für Gesangsmikros ist es sinnvoll, sich für eine enge Richtcharakteristik zu entscheiden: Niere, Super-, oder sogar Hyperniere sind hier die richtige Wahl. So vermeidest Du, dass andere Schallquellen, wie Mitmusiker auf lauten Bühnen, Publikumslärm, oder Sound von der PA mit aufgenommen und wieder übertragen werden. Letzteres kann beispielsweise schnell zu Feedback führen und Dir und den Zuhörern explodieren die Trommelfelle.

Nahbesprechungseffekt

Bei vielen – insbesondere dynamischen – Mikros gibt es einen mehr oder weniger ausgeprägten Nahbesprechungseffekt. D.h., je näher Du am Mikro bist, desto direkter und lauter, aber auch bassiger wird es. Das kann in manchen Stilrichtungen, wie Hip-Hop, etc. absolut erwünscht sein. Eine klassische Sängerin wird eher einen geringen Nachbesprechungseffekt bevorzugen.

Was in der Mikro-Praxis sonst noch wichtig ist: Griffgeräusche, Plopps, Feedback und Schalter

Wenn Du beim Singen das Mikro in der Hand hältst und es nicht in einem Ständer vor Dir steht, solltest Du beim Testen ein Ohr auf die Griffgeräusche haben. Manche Mikros sind in dieser Hinsicht unempfindlicher als Andere. Griffgeräusche können live sehr stöhrend sein und da Du immer Deine Hand etwas bewegen wirst, sollte Dein Mikro das souverän meistern können.

Live-Gesangsmikros haben Schaumstoff unter dem Korb: einerseits, um die Kapsel und Membran vor Feuchtigkeit zu schützen, andererseits aber, um „Plopp-Geräusche“ von Plosiv- und Zischlauten (p,t,k,s) weitgehend zu minimieren. Zusätzlich werden auch Windgeräusche (open air) ein wenig unterdrückt. Idealerweise „ploppt“ ein gutes Gesangsmikrofon kaum.

Shure SM58 Mikrofon für die Bühne
Der Bühnenklassiker: Shure SM58 Mikrofon - Foto by pixabay / NikolayFrolochkin

Feedback ist bei Mikrofonen ein grundsätzliches Problem. Wenn Du Mikrofone ausprobierst und vergleichst, geh ruhig mal aus verschiedenen Winkeln nah an die PA oder den Verstärker heran und checke, wann es zu pfeifen anfängt – gerade auch bei einer höheren Lautstärke. Gut ist, wenn Deine Testkandidaten erst möglichst spät koppeln. Allerdings: Jedes Mikro kann man irgendwann zum Pfeifen bringen. Das hängt aber auch von der Anlage ab, an der es eingestöpselt ist.

Ein Schalter hat zugegeben Vor- und Nachteile. Falls Du Wert auf einen Schalter legst, sollte dieser möglichst kein lautes Knackgeräusch beim Ein- und Ausschalten verursachen. Die Ohren aller Anwesenden werden es Dir danken.

Shure SM58 oder lieber AKG, Sennheiser, Beyerdynamic oder Audix? Was muss ich für ein gutes Gesangsmikro ausgeben und welche Modelle sind interessant?

Ein gutes Mikrofon – sowohl ein dynamisches, wie auch Kondensator-Modell – muss keine Unsummen kosten. Ein bisschen Geld in die Hand zu nehmen lohnt sich aber. Dafür wirst Du dann bei sorgsamem Umgang auch viel und lang Freude mit Deinem neuen Mikrofon haben. In einem Preisbereich von ca. 70-200 Euro bieten alle namhaften Hersteller, wie beispielsweise AKG, Sennheiser, Shure, Audix und Beyerdynamic, etc. schon wirklich vernünftige Modelle an. Oft wird natürlich das altbekannte Shure SM58* genannt. Seit zig Jahren auf vielen Bühnen, in Jugendhäusern und Proberäumen zu finden, ist es sicherlich einer der robustesten Vertreter seiner Art. Angeblich soll man Nägel damit in Wände hämmern können – „but don’t try that at home, kids!“. Nichtsdestotrotz überzeugt es klanglich längst nicht Jeden und es gibt viel interessante Konkurrenz zum ähnlichen Kurs am Markt.

Hier sind einige Kandidaten, die Du testen solltest!

Live-Foto der One-Man-Band Unexceptional mit einem AKG Mikrofon.
Shure SM58 oder doch was anderes? Welches Mikro eigenet sich am besten für den Live-Gebrauch? © Julius Haring // Unexceptional

Testempfehlung für Dynamische Mikros:

  • AKG D-Serie* (D5, ab ca. 70,- ; D7, ab ca. 140,- ; beide mit und ohne Schalter erhältlich)
  • Sennheiser E-Serie* (E835 ab ca. 100,- ; E845, ab ca. 120,- ; beide mit und ohne Schalter erhältlich)
  • Audix OM-Serie* (OM3, ab ca. 110,- ; OM5, ab ca. 145,- ; beide mit und ohne Schalter erhältlich)
  • Beyerdynamic TG-Serie* (V50, ab ca 85,- ; V70, ab ca. 140,- ; beide mit und ohne Schalter erhältlich)
  • Shure Beta 57A* (ab ca. 150,-)
  • Rode M1* (ab ca. 70,- ; mit und ohne Schalter erhältlich)

Testempfehlung für Kondensator-Mikros:

Testempfehlung für Studio-Aufnahmen:

Der moderne Klassiker Shure SM-7B (aktuell im Angebot für 399,00 Euro)

Fazit: Das beste Gesangsmikro für jede Situation?

Das richtige Gesangsmikrofon zu finden ist nicht ganz einfach. Wer noch nicht so viel Erfahrung im Umgang damit hat, sollte auf jeden Fall möglichst viele ausprobieren und so herausfinden, welche Vorlieben man in Bezug auf den übertragenden Klang der eigenen Stimme hat. Auch „alte Hasen am Mikro“ sollten aber ebenfalls mal rechts und links abseits altbekannter ausgetretener Pfade einen Blick, bzw. ein Ohr riskieren. Richtig oder falsch gibt es eigentlich nicht, denn im vorgestellten Preisbereich liefern alle Mikros solide und überzeugend ansprechende Performances. Die Frage ist aber, welches zu Dir und Deiner Stimme passt und das findest Du am besten mit unseren Tips und ausgiebigen Tests selbst heraus!

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