Teuffel Gitarren: Mehr als nur kreatives Design!
Teuffel Gitarren polarisieren wie kaum eine andere Marke. Der absolut untypische Look der Instrumente darf euch aber nicht davon abschrecken, diese Gitarren persönlich zu testen. „Als ich angefangen habe, Gitarren nicht nach den Paradigmen zu bauen, die Du in den Fachzeitschriften liest (…), da hab‘ ich erst gemerkt, was Gitarren eigentlich ausmacht.“, so Ulrich Teuffel über seine Inspiration.
Die E-Gitarren, die Ulrich Teuffel baut, sind nicht nur äußerst exklusiv und ausgefallen, sie klingen auch hervorragend. Obwohl der Gitarrenbauer keine Endorsements anbietet, spielen doch viele Profis die Unikate aus Deutschland. Kirk Hammett (Metallica), Billy Gibbons (ZZ Top) und Hans Zimmer (Filmkomponist) zählen zu den bekanntesten Musikern der Welt und spielen Teuffel Gitarren!
Deutsche Präzision trifft Innovation
Teuffels Arbeit spricht für sich selbst: „I have a 1957 Strat and the Birdfish sounds BETTER.”, so David K. Liskin auf der Teuffel Website. Auch Billy Gibbons sagt, dass nur seine originale 59er Gibson Les Paul seine Teuffel E-Gitarre übertrifft. Doch wie kommt es zu den ausgefallenen Formen, mit denen der Ulmer Gitarrenbauer die Gitarren-Gemeinde regelmäßig verzückt?
Die Geschichte von Ulrich Teuffel beginnt in den 80er Jahren. Einer Handwerker- und Ingenieurs-Familie entstammend, arbeitete er nach seinem Studium zunächst bei der Traditions-Firma Mercedes Benz. In seinem Selbstportrait sagt der Gitarrenbauer, dass er hier die Genauigkeit kennenlernte und verinnerlichte, die der Kund von einem ausgezeichneten Produkt erwartet. Ebenso wie die Mercedes Autos profitieren auch Teuffels Gitarren von der legendären „German Precision“, für die Deutschland weltweit bekannt ist. Oder, wie er es selber sagt: „Gut klingende Gitarren sind Hausaufgaben. Jetzt geht’s um die Kür!“
Das Design der Teuffel E-Gitarren: Love it or hate it
Ob man das Design mag oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Aber selbst, wenn Dir die Gitarren nicht gefallen, kannst Du Ulrich Teuffel eines nicht absprechen:
Die Planung, die in die Instrumente eingeht, ist weltweit wahrscheinlich einzigartig. Seine unglaubliche Liebe zum Detail führt sogar so weit, dass Teuffel so gut wie alle Einzelteile selber produziert. Und so gut wie alle heißt auch so gut wie alle: Den Trussrod, die Straplocks und sogar fast alle Schrauben. Eine der wenigen Ausnahmen stellen die Schrauben dar, die bei den Headless-Modellen Birdfish und Tesla die Saiten da festhalten, wo eigentlich der Kopf sein sollte. Diese werden speziell von einer Präzisions-Dreherei hergestellt und kosten laut Teuffel mehr als eine vollständige Les Paul Kopie aus China. Auch die Koffer, in denen alle Gitarren geliefert werden, sind speziell angefertigt. Der Schaumstoff im Inneren wird sogar von Teuffel selbst zugeschnitten, um die Gitarre perfekt zu schützen.
Handarbeit, extreme Liebe zum Detail und beste Materialien haben jedoch natürlich ihren Preis. Da Teuffel so gut wie alles selber herstellt und keine Mitarbeiter hat, produziert er nur circa zwanzig Gitarren pro Jahr. Somit ist eine Wartezeit von mindestens zwei Jahren zu erwarten. Die Preise der E-Gitarren sind sehr unterschiedlich, aber Du kannst Dir sicher sein, dass Du für ein Instrument tief in die Tasche greifen musst.
Teuffel Birdfish: Wie alles begann
1995 stellte Teuffel auf der Musikmesse die erste seiner neuen Gitarren vor. Zuvor hatte er, wie viele andere, lediglich E-Gitarren produziert, die an die Klassiker von Gibson und Fender angelehnt waren. Dies änderte sich jedoch schlagartig mit der Teuffel Birdfish:
Die Headless Gitarre ist so weit von einer klassischen Gitarrenform entfernt, wie man es sich nur vorstellen kann. Das Instrument ist modular aufgebaut, sodass die Tonabnehmer und auch das Tonholz einfach und schnell ausgetauscht werden können. Da dies mit einem klassischen Korpus aus Holz nicht möglich gewesen wäre, besteht dieser bei den Birdfish E-Gitarren größtenteils aus Aluminium. Das Material hat den großen Vorteil, dass es Schwingungen fast perfekt überträgt und somit einen vollen und natürlichen Klang verspricht.
Die essenziellen Teile der Gitarre sind der „Bird“ und der „Fish“. Sie sind die Grundbestandteile des skelettartigen Korpus und halten alle anderen Bestandteile an ihrem Platz. Besonders entscheidend sind Bird und Fish für die sogenannten „Tonebars“, die auswechselbaren Tonhölzer der E-Gitarre. Dank der Ausrichtung von Bird und Fish werden die Saiten-Schwingungen ähnlich übertragen wie bei einer Akustikgitarre. Da das Holz nicht durch Tonabnehmer unterbrochen wird, kann es völlig frei schwingen, was den Gitarren-Sound enorm prägt.
Die Teuffel Birdfish wird mit einem Paar Maple (Ahorn) und einem Paar Alder (Erle) Tonebars geliefert. Diese kannst Du einfach mit vier Schrauben austauschen, ohne dafür die Saiten abnehmen zu müssen oder Ähnliches. Die Veränderungen, die hierdurch im Klang erreicht werden, sind phänomenal.
Austauschbare Tonabnehmer versprechen vielseitigen Sound
Auch die Tonabnehmer sind bei der Teuffel Birdfish E-Gitarre einfach austausch- und verschiebbar. Du kannst hier frei zwischen zwei Vintage Single-Coils, einem P90, einem PAF und einem Hot PAF Pickup wählen. Alle Tonabnehmer bestehen aus speziell entwickelten AlNiCo Magneten. Diese Magneten werden auch von Boutique Herstellern wie Amber Pickups gerne verwendet.
Die Tonabnehmer werden einfach auf der dafür vorgesehenen Schiene montiert, auf welcher sie frei verschoben werden können. Natürlich sind die Pickups auch in der Höhe individuell einstellbar. Außerdem lässt sich die gesamte Schiene in Richtung Treble- oder Bass-Saiten neigen. Wenn alle Einstellungen vorgenommen sind, werden die Tonabnehmer einfach mit speziellen Mini-Klinke Kabeln mit der „Control Box“ verbunden, wodurch der Austausch-Prozess enorm erleichtert wird. Bei besagter Control Box verzichtet Teuffel auf aufwendige Spielereien: Ein 5-Way Switch sowie ein Volume- und ein Tone-Regler runden die E-Gitarre ab. Um Störgeräusche zu vermeiden, fertigt Teuffel auch die Regler vollständig aus Aluminium.
Bei Bedarf kann bei jeder Birdfish E-Gitarre problemlos ein Midi-/Piezo-Pickup nachgerüstet werden. Dieser funktioniert unabhängig von den magnetischen Tonabnehmern und beeinflusst den restlichen Klang nicht im Geringsten. Das Piezo Signal wird auch über einen anderen Output ausgegeben, was gerade im High-Gain Bereich sehr nützlich sein kann.
Durchdachtes Design und Präzisionsarbeit
Auch der Hals der Birdfish Gitarre ist besonders. Er besteht nämlich aus einem massiven Block Birdseye-Maple (Ahorn), welcher in der Mitte geteilt wird, um den Truss Rod einzusetzen. Anschließend wird der Hals so zusammengesetzt, dass man den Eingriff nicht mehr sehen kann.
Den Truss Rod fertigt Ulrich Teuffel ebenfalls selber an, da andere Stellstäbe seiner Meinung nach den Klang der Gitarre verschlechtern. Außerdem sind die Truss Rods besonders leicht und gleichzeitig extrem stabil. Hierdurch wird eine besondere Wetterstabilität in allen Klimazonen gewährleistet, was für weltweit tourende Bands wie Metallica und ZZ Top definitiv von Nutzen ist.
Aufgrund dieser und vieler anderer Einsparungen trumpft das Instrument mit einem Gewicht von unter 3kg auf. Im Lieferumfang enthalten sind neben der Gitarre noch die zusätzlichen Tonebars und alle Pickups mit Ausnahme des Piezos.
Teuffel Tesla: Drei Modelle für mehr Vielseitigkeit
Im Jahr 2000 stellte Teuffel sein zweites neues Gitarrenmodell vor. Die Teuffel Tesla ist deutlich konventioneller als die Birdfish. Mit ihr kam Teuffel dem Wunsch vieler Kunden nach mehr Auswahlmöglichkeiten nach.
Die Hälse aller Tesla E-Gitarren bestehen aus Birdseye Maple und sind Neck-Through. Der Korpus besteht aus amerikanischer Erle (Alder), was übrigens Teuffels liebstes Tonholz ist. Die Headless Komponenten sind identisch zu denen der Birdfish.
Neben der Headless-Konstruktion fällt bei der Teuffel Tesla auch der extrem geformte Korpus auf. Auf der Bass-Saite beginnt dieser bereits am siebten Bund, wodurch der Hals sich ziemlich kurz und steif anfühlt. Durch den vergrößerten Korpus klingen die Bassfrequenzen präziser und knackiger, weshalb Du ähnliche Konstruktionen auch oft bei Bässen findest. Besonders beliebt ist dieses Feature der Tesla Gitarren bei Extended Range Gitarristen, die auf sieben oder mehr Saiten spielen. In dieser 8-Saiter Teuffel Tesla Demo von Gitarrist Dennis Kayzer wird eindrucksvoll deutlich, was mit besagten “präzisen Bässen“ gemeint ist.
Die Tesla Classic und Studio E-Gitarren warten mit zwei bzw. drei Pickups auf, außerdem gibt es ein Modell mit Midi/Piezo Ausgang. Des Weiteren bietet der klassischere Korpus die Möglichkeit, ein Tremolo zu verbauen. Aber natürlich reicht das Ulrich Teuffel bei Weitem nicht, weshalb er noch einige Extras verbaut hat.
Die Teuffel Tesla Classic E-Gitarre vereint neueste Technik und Vintage Sounds
Das Tesla Classic Modell hat unter den Pickups drei Knöpfe, die das Signal auf unterschiedliche Weise verändern. Der mittlere Schalter funktioniert als einfacher Killswitch, der das Signal vollständig unterbricht. Beim Drücken des rechten Schalters wird hingegen ein kleines Mikrofon aktiviert, was zu kontrollierbarem Feedback führt. Durch den linken Schalter wird dem Signal ein „60 Cycle Hum“ hinzugefügt, welchen Du wahrscheinlich als das charakteristische Brummen eines nicht eingesteckten Kabels kennst.
Auch der Pickup-Switch ist hier alles andere als klassisch. Du kannst nicht wie gewohnt beide Pickups gleichzeitig spielen, sondern lediglich den Neck- oder Bridge-Pickup. In der Neck-Position findet sich ein brummfreier Split-Coil Humbucker, in der Bridge-Position ein klassischer Hot Wound Humbucker. Dazu ein einfaches 1x Volume und 1x Tone Layout und fertig ist die Teuffel Tesla Classic E-Gitarre.
Teuffel Tesla Studio und Tesla Midi Gitarren
Die Tesla Studio und Midi E-Gitarren sind beide etwas anders aufgebaut als die Tesla Classic. Sie haben jeweils drei Tonabnehmer und einen 5-Way Switch, ähnlich wie die Birdfish. In der Middle-Position findet sich hier derselbe Pickup, wie in der Neck-Position.
Wie bei der Teuffel Birdfish, kannst Du auch die Teuffel Tesla Gitarre als Midi Version kaufen. Das Prinzip ist exakt dasselbe: Ein getrennt funktionierendes Piezo-/Midi-System mit eigenem Output beeinflusst das eigentliche Signal der Gitarre nicht im Geringsten.
Außerdem kannst Du die Teuffel Tesla auch als 7-Saiter Gitarre kaufen. Die eben gezeigte 8-Saiter Variante ist bisher leider ein Einzelstück.
Die Teuffel Niwa Gitarre orientiert sich an ergonomischen Merkmalen
Die Form der Niwa Gitarre wurde von Teuffel so designt, dass sie sich perfekt an Deine Hüfte anpasst. Die wahrscheinlich klassischste E-Gitarre des Ulmer Gitarrenbauers besteht vollständig aus amerikanischer Esche („Alder“) und einem Pau Ferro Griffbrett. Zwei Split-Coil Pickups und ein Hot Wound Bridge Humbucker, sowie ein Wilkinson VG-300 Tremolo runden die Gitarre ab. Das Niwa Modell ist nicht Neck-Through, jedoch hat Teuffel eine eigene Technik entwickelt, um den Hals am Korpus zu befestigen. Er passt hierfür die Halstasche an die Form des Halses an, sodass dieser mit drei Schrauben besonders stabil festgehalten werden kann.
Auffallend an der Teuffel Niwa Gitarre ist, dass alle Einzelteile aus Holz bestehen: Die Tonabnehmer-Kappen, die Regler und auch die Kopfplatte. Auch die Schaltung der E-Gitarre ist untypischer, als man zunächst erwarten würde. Du kannst den drehbaren 5-Way Switch mit Hilfe des Push-Push Tone-Reglers deaktivieren, sodass immer nur der Bridge Pickup zu hören ist. Das heißt, dass Du, wenn der Tone-Regler hervorsteht, immer den Bridge Humbucker hörst und dass Du nicht zwischen einzelnen Schaltungen wählen kannst. Wenn er nicht hervorsteht, kannst Du mit dem Pickup-Switch klassisch zwischen verschiedenen Kombinationen auswählen.
Ein weiteres spannendes Merkmal der Niwa E-Gitarre ist das Tremolo: Teuffel verwendet auf der Rückseite des Korpus keine Abdeckung für die Federn. Viele Ton-Enthusiasten sehen diese Backplate als unnötige Komponente an, die den Ton der Gitarre verschlechtert – Teuffel selber sagt dazu lediglich, dass er seine Arbeit „nicht verstecken muss“. Außerdem kannst Du dadurch einfach das Vibrato blockieren, Teuffel hat hierfür extra einen kleinen Holz-Mechanismus eingebaut.
Teuffel Antonio: Eine Hommage an den Gitarrenbau
Das Antonio Modell ist Ulrich Teuffels neuste Kreation. Die E-Gitarre widmet er zum einen dem legendären Geigenbauer Antonio Stradivari, und zum anderen Antonio Torres, welcher den Gitarrenbau seinerzeit revolutionierte.
Allein vom Aussehen erinnert das Instrument stark an eine akustische Gitarre, in Wahrheit ist sie aber vollständig elektrisch. Die Antonio besteht größtenteils aus Mahagoni und ist, wie die Teuffel Tesla, eine Neck-Through Konstruktion. Alle anderen Teile bestehen aus Ziricote, einem Hartholz, das von Gitarrenbauern gerne verwendet wird.
Zum Akustikgitarren-Look tragen einige Faktoren bei. Zum einen verwendet Teuffel hier eine Kopfplatte, die stark an die Kopfplatten legendärer Martin-Gitarren erinnert. Außerdem ist der Pickup unter einem runden Stück Ziricote versteckt, welches auf den ersten Blick stark an ein Soundhole erinnert. Der Tonabnehmer ist jedoch ein klassischer Humbucker, den Du per Push-Pull Volume-Poti auch splitten kannst. Teuffel verwendet auch hier AlNiCo Magneten, jedoch schwächt er diese zuvor, um einen weicheren Klang zu erreichen. Wider Erwarten gibt es hier keinen Piezo-Pickup und der Humbucker lässt sich auch nicht drehen.
Die Konstruktion erinnert stark an das Teuffel Tesla Modell. Obwohl der Korpus eher an eine klassische Gitarrenform angelehnt ist, ist auch er auf der Bass-Seite extrem lang. Das führt in Kombination mit dem cleveren Chambering zu einem warmen und ausgeglichenen Klang, der ebenfalls stark an eine Akustikgitarre erinnert.
Teuffel E-Gitarren – Genie oder Wahnsinn?
Großartiger Sound, kreative Innovation und viel Liebe sind die Hauptbestandteile von Ulrich Teuffels Arbeit. Und die Leute scheinen es zu mögen. Offenbar gibt es sogar Nicht-Gitarristen, die Gitarren von Teuffel als Kunstgegenstände kaufen. Wahrscheinlich ist es mit den Gitarren wie mit allen Kunstwerken: Man mag sie, oder man mag sie nicht.
Wie Du vielleicht schon gemerkt hast, bin ich großer Fan der Instrumente, die Ulrich Teuffel baut. Viele der Formen finde ich großartig und die Liebe zum Detail gefällt mir mehr als gut. Wie siehst Du das? Findest Du die Formen gut, und kannst Du die Preise von zum Teil über 10.000€ nachvollziehen? Und was würden Deine Freunde dazu sagen, wenn Du mit einer Teuffel Gitarre auf der Bühne stehen würdest?
Ach übrigens: Die Gitarre, die ich auf dem Bild links so anhimmele, kannst Du jetzt bei uns auf LOUDER kaufen. Wenn Du mal eben 17800€ über hast, und unbedingt eine Teuffel Birdfish kaufen möchtest, solltest Du unbedingt mal bei unserem Händler Matthias Glass aka Guitars-Shop vorbeischauen!